In den letzten Wochen wurde in der Presse sehr viel über das Tool ChatGPT berichtet. Von KI-gestützten generierten Studienarbeiten war die Rede oder auch vom Ende der persönlichen Kontaktaufnahme, mancherorts las man auch, ChatGPT sei eine Konkurrenz für den Suchmaschinenriesen Google. Sogar das amerikanische Medizin-Examen hat ChatGPT bestanden (allerdings wurde hier doch deutlich nachgeholfen durch das Entfernen nicht eindeutiger Fragen).
Wer generell nicht so gut mit Technik kann, fühlt sich vielleicht verunsichert. Aber ChatGPT kann auch ein hilfreiches Tool sein, wenn du z.B. Probleme hast, Texte für deine Webseite zu schreiben oder zu formulieren. Ich wollte wissen, was das Tool tatsächlich drauf hat und hab es mir mal angeschaut.
ChatGPT – was ist das überhaupt?
Bei ChatGPT handelt es sich um ein Online-Tool, was mittels fortschrittlich eingesetzter künstlicher Intelligenz in der Lage ist, Texte zu formulieren. Dabei greift es auf eine stetig wachsende Menge an Texten zurück, die zum Beispiel in Datenbanken gespeichert im Internet liegen. Dabei soll es weitestgehend wertfrei agieren; das bedeutet, es filtert die Antworten nicht nach dem eigenen Willen in “nützlich” und “überflüssig” sondern spuckt einfach alles aus, was es irgendwo in seinen Rechnersystemen dazu finden kann. Das ist allerdings nicht immer ganz unproblematisch, wie wir später noch sehen werden. Heraus kommt ein ausformulierter Text nach deinen Wünschen und Anforderungen.
Einen weiteren “Spezial-Effekt” kann man nutzen, wenn man Texte nach einem speziellen Muster erstellen lassen möchte; so ist es zum Beispiel möglich, ChatGPT einen SEO-optimierten Text zu einem Thema oder einen Text in einem bestimmten Stil schreiben zu lassen.
ChatGPT in der Praxis
In der Praxis gibt man ChatGPT eine Anweisung oder stellt dem Tool eine Frage und erhält kurz darauf die Antwort in Textform. Das Besondere an ChatGPT ist die “menschliche Sprache”, den die Antworten, die das Tool ausspuckt sind ‘menschlich’ formuliert – so als säße dir eben ein realer Mensch gegenüber und spricht mit dir über dein Thema bzw. beantwortet deine Fragen.
Eine weitere Besonderheit ist, dass ChatGPT in der Lage ist, Sprachen anhand der eingegebenen Fragen zu erkennen. So erhalte ich die Antworten auf meine Fragen in Deutsch, wenn die Eingabesprache Deutsch beträgt. Stelle ich meine Frage in Englisch, erhalte ich automatisch eine englischsprachige Antwort, ohne das irgendwo manuell einstellen zu müssen.
Ich habe dem Tool mal ein paar Fragen aus dem Bereich Heimtier gestellt und bekam hier eigentlich recht gute Antworten ausgeworfen, wie du auf dem Bild sehen kannst.
Am besten funktioniert das Ganze, wenn du deine Fragen und Anweisungen sehr direkt und klar formulierst. ChatGPT ist bisher nämlich noch nicht in der Lage allzu weit “um die Ecke zu denken”. Auch Ironie und Sarkasmus kann das Tool bisher nicht korrekt interpretieren – auch ein Grund, warum entsprechende Formulierungen für den Test des Tools in Examens-Prüfungen herausgenommen werden. Sollte das Tool bei dir also Schwierigkeiten bei der Beantwortung haben, überlege dir eine andere Formulierung für deine Aufgabe oder Frage.
Es gibt die Möglichkeit, die gegebenen Antworten zu bewerten und (bei einer Negativ-Bewertung) ein Feedback bzw. die korrekte Antwort zu melden.
Vorteile und Nachteile des Tools im Überblick:
1. Genauigkeit
ChatGPT weist eine sehr hohe Genauigkeit auf und kann durch die große Menge an zugrunde liegenden Daten auch komplexe Fragen beantworten oder Aufgaben lösen, die man dem Tool stellt. Allerdings ist das Tool dabei nicht unfehlbar. Da auch das aktuelle Zeitgeschehen noch nicht berücksichtigt wird, eignet sich das Tool nur sehr bedingt, wenn es darum geht, etwas über aktuelle Studien oder Forschungen herauszufinden. Fragt man das Tool zum Beispiel nach dem Krieg in der Ukraine, kommt es zu einer Fehlermeldung, weil schlicht noch keine Daten dafür im System hinterlegt sind. ChatGPT weist allerdings selbst auf der Startseite darauf hin, dass es nur bedingte Kenntnisse über Geschehnisse nach 2021 hat. Für den Anwender sind die Antworten des Tools dafür in den meisten Fällen sehr gut verständlich, weil die Sprache mit der ChatGPT seine Antworten formuliert sehr natürlich daherkommt.
2. Kosten
ChatGPT ist aktuell kostenlos in einem Basistarif nutzbar. Seit einigen Tagen kann man auch in Deutschland auf eine Plus-Version upgraden, um ein paar Verbesserungen schneller nutzen zu können; auch verspricht die Plus-Version, dass man als priorisierter Nutzer auch dann Zugriff auf das Tool hat, wenn ‘Standard’-Nutzer aufgrund von Netzwerk-Kapazitäten kurzfristig ausgeschlossen werden. Tatsächlich sind das für mich aber noch keine ausschlaggebenden Argumente dafür, eine Plus-Version (die immerhin 20$ pro Monat kostet) in Betracht zu ziehen; dafür hat das Tool noch nicht genug Nutzen für mich entwickelt. Anders mag es vielleicht für jemanden aussehen, der täglich mehrere Artikel schreibt. ist also wohl eine Einzelfallentscheidung. Ob ChatGPT irgendwann nur noch gegen Bezahlung nutzbar sein wird, halte ich im Moment tatsächlich für unwahrscheinlich, ich denke aber, dass es durchaus Einschränkungen im kostenlosen Tarif geben wird.
3. Urheber- und Nutzungsrechte
Der in meinen Augen größte Nachteil liegt an der fehlenden Klarheit zum Urheberrecht. Grundsätzlich steht in den Nutzungsbedingungen von ChatGPT, dass die generierten Texte keinem Urheberrecht unterliegen und damit theoretisch 1:1 genutzt werden dürften. Allerdings musst du die Texte entsprechend kennzeichnen. Auch schließt ChatGPT nicht aus, dass es bei der Verwendung der Texte nicht doch zu Verletzungen von Lizenzen und Urheberrechten kommt. Da die großen Datenmengen, auf die das Tool zugreift, nur bedingt auf solche Probleme geprüft werden (können), sollte man generierte Texte vor einer Nutzung unbedingt noch einmal auf solche Probleme prüfen.
4. Ursprung der Daten
Und noch ein weiteres Problem sehe ich bei der Nutzung von solchen KI-Tools: Genauso wie die KI-Tools, die Bilder nach den Vorgaben des Nutzers ‘malen’ sollen, greift auch ChatGPT auf eine vorgebene Datenmenge zurück, um die Antworten zu generieren. Aber einerseits ist nicht ganz klar, wie objektiv diese Datenmengen sind (bzw. ob sie objektiv gefiltert werden, bevor sie ins System fließen), andererseits besteht ein langfristiges Problem, wenn ein Großteil der Texte im Internet nur noch durch solche Tools erstellt werden.
Das ist ein wenig so, wie mit einem sich immer weiter verkleinerndem Gen-Pool bei Zuchttieren; irgendwann hat man halt nur noch recht wenig Auswahl an Vorgaben. Aber das ist ein sehr langfristiger Gedanke; ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass demnächst alle Texte nur noch über solche Tools generiert werden. Da die Ursprünge der Daten wohl zum Großteil auch das bestehende Internet sein dürfte, ist außerdem nicht auszuschließen, dass man auch illegale Fragen und Anleitungen ohne weiteres bekommt. Aktuell hat man das ganz gut im Griff und es kommen bei entsprechenden Fragen Fehlermeldungen; ich hoffe, das bleibt auch in Zukunft so.
Wie kann man nun ChatGPT nutzen?
Um ChatGPT nutzen zu können, muss man sich auf der Webseite des Herstellers OpenAI anmelden. Für die Anmeldung wird eine Mailadresse und eine Mobilfunknummer benötigt. Während des Anmeldeprozesses bekommst du einen Code per SMS ans Handy geschickt, um zu verifizieren, dass du eine natürliche Person bist. Nach dem Durchlaufen des Anmeldeprozesses kann man sich direkt einloggen und loslegen.
Aktuell kommt es immer wieder dazu, dass die Anmeldung geschlossen wird; man sich also nicht anmelden kann. Sollte das der Fall sein, versuche es einfach zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Nach dem Login kommt man auf die Startoberfläche:
Im linken Menü kann man auf frühere “Gespräche” zurückgreifen (man kann diese auch benennen oder löschen, sie werden aber standardmäßig erst einmal gespeichert); außerdem kann man begonnene “Gespräche” löschen und hat Zugriff auf verschiedene Account-Einstellungen.
Zentral bekommt man im Kacheldesign die wichtigsten Informationen über das Programm, seine Einschränkungen und einige Beispiele, wie man seine Fragen formulieren kann, aktuell ist das alles noch in Englisch formuliert.
Zentral am Ende des Fensters findet sich die Eingabezeile, in die man seine Frage oder Anweisung tippt und mit Betätigung des Eingabe-Buttons (der kleine Papierflieger) oder über die ENTER-Taste startet das Programm auch direkt mit der Bearbeitung.
Es gibt einen hellen und einen dunklen Darstellungsmodus, ich selbst nutze hier die dunkle Variante; einstellen kann man das ebenfalls über das linke Menü.
Wie du siehst, ist die Benutzung tatsächlich denkbar einfach.
Wie dir das Tool beim Erstellen von Texten für dein Business hilft
Theoretisch ist es also ohne größere Schwierigkeiten und Vorkenntnisse mit einem Tool wie ChatGPT möglich, ganze Texte oder auch nur einzelne Text-Abschnitte automatisch generieren zu lassen und diese dann für Flyer, Broschüren, Webseiten und überall sonst zu nutzen.
Die Grenzen sind gesetzt durch die verfügbare Datenmenge (Stichwort Aktualität) und die nachträglich von dir zu prüfenden Inhalte (auf Korrektheit, Urheber- und Lizenzprobleme).
Ich selbst bin jedoch kein Fan von der Idee, alle Texte von ChatGPT (oder einem ähnlichem Tool) schreiben zu lassen und diese 1:1 zu übernehmen. Gerade wenn es um Blogartikel geht, geht es ja eben auch um deine Persönlichkeit, die in jedem Text mit einfließt. Das fällt halt weg, wenn der Text von einer Maschine geschrieben wird.
Was ich aber ganz interessant finde, ist die Nutzung des Tools, um überhaupt einen Anfang zu finden. Wenn ich zum Beispiel über ein mir noch recht neues Thema schreibe und mit diesem Tool eine Vorab-Recherche dazu durchführe, hilft es mir, diese Antworten in meinen eigenen Text zu übertragen. Auch für diesen Text habe ich ChatGPT ja einige Fragen gestellt und die Antworten als Denkanstoß genutzt.
Da es mir generell wichtig ist, dass meine Texte auch gut von denjenigen verstanden werden, die sich noch nicht gut mit bestimmten Themen wie Technik oder Gesetzen im Business auskennen, hilft mir außerdem die ‘menschliche’ Formulierung dabei, einen Einstieg in den Text zu finden – ich hebel damit also die Entstehung einer Schreibblockade am Anfang eines Artikels aus. Bei manchen Themen kann das nämlich schon recht schwierig sein, weil ich ‘zu tief im Thema bin’ – aber das kennst du ja vielleicht auch von deinen Kunden.
Mein Fazit zu ChatGPT
Zusammenfassend würde ich ChatGPT eher als spezielle Suchmaschine betiteln, die dir Recherchezeit ersparen kann und bei den Einstiegsformulierungen helfen kann. Dabei solltest du jedoch daran denken, die Ergebnisse noch einmal sorgfältig auf rechtliche Fallstricke und die Richtigkeit der darin enthaltenen Angaben zu prüfen, bevor du sie veröffentlichst.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel eine kleine Einleitung in das Tool geben und du kannst nun für dich besser abschätzen, ob und wie du das Tool für dein Business ausprobieren und nutzen kannst.
Wenn du magst, schreib mir doch gern, welche Erfahrungen du mit dem Tool gemacht hast, oder was du generell von solchen KI-Tools hältst.
Ich bin gespannt!
Bis zum nächsten Mal,
deine Susann
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